Irgendwie bleibt es kompliziert mit dem Glück. Wie geht das? Und wenn man meint, man habe es beim Schopfe gepackt – dann kommt auch noch ein Schlauer daher und behauptet, man sitze vielleicht nur einem trügerischen Glück auf. Tobias Haberl heißt er und ist ein sehr nachdenklicher und dazu noch gläubiger Mann. Für das Magazin der Süddeutschen Zeitung schreibt der Journalist kluge Reportagen, in denen er feinfühlig Menschen und ihre Lebensgeschichten schildert. Viel ist er auf der Welt herumgekommen, hat die Menschen vieler Kulturen und Erdteile beobachtet. Zu den großen Glücksverhinderern gehört seiner Erfahrung nach die Digitalisierung. Ich traf ihn – nein, nicht bei Skype oder ZOOM, sondern im Englischen Garten. Im sommerlichen Vogelgezwitscher erklärte er mir, dass der Zeitgeist die wahren Glücksmomente zerstöre. Und wie die christliche Frömmigkeit einen Ausweg aus der Dauerbeschallung bietet. Haberl hat sogar Ideen, wie man das Glück fördern kann. Indem man mal wieder Mut aufbringt, über die selbst gesetzten Erfahrungsgrenzen zu springen. Für das Sonntagmorgen-Magazin auf Radio Bremen 2 sprach ich mit dem Kollegen. Sehr inspirierend auch sein Buch, in dem er seine Gedanken niederschrieb und begründet: „Die große Entzauberung. Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen“, erschienen 2020 im Blessing-Verlag.